Ballspielen
verboten
Rennen
verboten

verboten
Malen
verboten
Sprechen
verboten
Träumen
verboten
Verbote
Man glaubt es eigentlich kaum,
aber es gibt sie immer noch -
Schilder, die verkünden:
Oft scheinen sie kinderfeindlich / menschenfeindlich zu sein und Ruhe und Ordnung zuliebe wichtige Bedürfnisse zu unterdrücken.
Auch ohne Schilder gibt es für Kinder viele Verbote. Oft sind sie sinnvoll, regeln das Zusammenleben und den Umgang mit der Umwelt.
Leider keine echten Schilder, sondern auf rotes Papier gedruckte hänge und stelle ich auf dem Schulhof, im Flur und in der Klasse auf, so dass die Kinder an ihnen vorbei müssen.
Gemeinsam überlegen wir zunächst allgemein: Was wird verboten? Was könnte in einer feindlichen Welt verboten werden? und individuell: Welches Verbot würde dich am schlimmsten treffen? Wie sieht die Welt für dich aus, wenn dieses Verbot besteht?
Hieraus ergibt sich die Arbeit:
Ein Schild mit dem persönlich schlimmsten Verbot herstellen
(optimal: am Computer vervollständigen und ausdrucken; alternativ: mit schwarzem Filzstift auf den vorgefertigten Ausdruck schreiben),
dazu ein Bild malen, das zeigt, wie das Verbot wirkt,
und beides miteinander verbinden.
Die Anregung gaben Martin Kippenberger mit seinem Bild "Trinken und Vergessen" und meine Nachbarn mit ihrem Schild "Fußballspielen strengstens verboten" im Garten.
Zwei Möglichkeiten der Darstellung kamen auf, einerseits die verbotene Tätigkeit zu malen und das Bild durchzustreichen, andererseits das Gegenteil des Verbots zu malen, was sich jedoch als unergiebiger und schwieriger erwies, denn das "Nichtquatschen", "Nichtknutschen" und "Nichttoben" könnte sich gleichermaßen in starr stehenden Menschenfiguren äußern, was in einer Menge von gleichen, langweiligen Bildern zwar eine eindrucksvolle Ansicht einer Welt voller Verbote ergäbe, was wiederum zu erkennen von den Kindern jedoch eine zu große Abstraktionsleistung erfordert, und - vor allem - was zu malen ihnen wenig Freude macht. Das Verbotene = Erwünschte zu malen, erwies sich als attraktiver, das anschließende Durchstreichen machte das Verbieten für sie zum deutlichen, vernichtenden Akt.
Für die Durchkreuzungen wählte das erste Kind die Farbe Rot, was von den anderen aufgegriffen und im Zusammenhang mit den aufgehängten Schildern thematisiert wurde: "Rot ist eine Verbotsfarbe".
Außer unangenehmen Verboten fielen den Kindern auch gleich angenehme, wünschenswerte Verbote ein: Aufräumen verboten! Hausaufgaben verboten! Verbieten verboten! Während bei den unangenehmen Verboten nur reale, selbst erlebte thematisiert wurden, kamen jetzt die fiktiven Verbote ins Spiel - kein Wunder, gibt es doch in Wirklichkeit selten angenehme Verbote, ist es doch Charakteristikum des Verbots, als unangenehme Einschränkung empfunden zu werden, jedenfalls vom Adressaten. Durch die erwünschten Verbote gelangten die Kinder in die Rolle des Verbieters und untersagten lustvoll das, was sie nicht gern tun und was ihnen auferlegt oder angetan wird.
Aus dieser Reaktion ergab sich die Fortsetzung in der nächsten Stunde: Diesmal wurden die - angenehmen - Verbote auf grüne Zettel geschrieben und die Bilder der unerwünschten Tätigkeiten grün durchkreuzt.
Mathe
verboten
verboten
Aufräumen
verboten
Eintritt in mein Zimmer
Jungen
verboten
verboten
Mit beiden Hunden rausgehen
Quatschen
verboten
Basteln
verboten
Knutschen
verboten
Kippenberger hatte in sein Gemälde wunderbar profane Plastikschilder mit eingraviertem Spruch einmontiert - man könnte meinen, er hätte sie im Schilder-und-Stempel-Geschäft gegenüber vom Ostwall-Museum bestellt. Wie nett wäre es doch gewesen, mit den Schulkindern zuerst das Bild im Museum und anschließend das Geschäft zu besuchen, um sogleich einen eigenen Sinnsatz gravieren zu lassen und zuhause (= in der Schule) das passende Bild dazu zu malen.
Aber wie sollte ich den armen Kindern auf Kommando eine sinnige Sentenz entlocken?
Die Grübelei beschäftigte mich so lange, bis die Ausstellung "Superman in Bed" vorüber war...
Erst das Schild im Nachbargarten brachte mich auf die beschriebene Idee.
(politisch nicht korrekt, aber witzig gemalt, oder?)