Die Ausstellung “Franz Radziwill und die Moderne” im Schlossmuseum in Jever war der Anlass, meiner Klasse diesen (meinen Lieblings-) Maler “zuzumuten”. Auch wenn Radziwills Bilder auf den ersten Blick für Kinder schwierig erscheinen mögen, war die Klasse während der intensiven Auseinandersetzung mit diesem Künstler begeistert bei der Sache.

www.nicola-rother.de

Klang und Bewegung zu einem Bild von Franz Radziwill

Ich wählte das Bild “Die ersten Regentropfen” zunächst aus einem ganz pragmatischen Grund aus: Es war auf der Vorderseite des Jahresprogramms des Schlossmuseums abgebildet und konnte so für jedes Kind als Arbeitsmittel zur Verfügung stehen.

Die intensive Bildbetrachtung mit einem Arbeitsblatt stand am Beginn der Unterrichtsreihe. Im nächsten Schritt waren die Kinder aufgefordert, die Stimmung des Bildes mit Orff-Instrumenten in Musik zu übersetzen. Auch hierzu gab es ein unterstützendes Musik-Arbeitsblatt.

Auf diesem Bild nehmen die Korngarben einen großen Teil der Bildfläche ein. Sie haben eigenartig bewegte Gestalten, wie seltsame Wesen, die jeden Moment lebendig werden könnten in der magischen Ätmosphäre des Bildes.

Aus diesem Eindruck ergab sich der Gedanke, Bewegungen der Garben, die dem Charakter des Bildes entsprechen, zu erfinden. Die Kinder erprobten Bewegungen, zunächst sanfte, dann im Zusammenspiel mit der Musik, die sie zum Bild komponiert hatten, auch dramatischere. So entstand der Tanz der Garben im Zusammenspiel mit der zum Bild erfundenen Musik

Bewegungen und Klänge wurden dann zusammengeführt und sowohl aufeinander als auch auf das Bild abgestimmt. Dazu sollten die Kinder immer wieder bei ihrer Arbeit das Bild ansehen und zu Rate ziehen. Jeweils acht Kinder arbeiteten zusammen, einige waren Tänzer, einige Musiker. In intensiver Zusammenarbeit  legten die Kinder Musik und Tanz fest, so dass sie wiederholbar und aufführbar wurden. Die Tänze waren nur kurz - etwa eine Minute lang - aber eindrucksvoll.

Um die Verbindung zum Bild auch für Zuschauer noch deutlicher zu machen, überlegten wir gemeinsam, wie man “Garbenkostüme” herstellen könnte, wie sie aussehen könnten und aus welchem Material sie bestehen sollten. Einige Kinder brachten von zuhause Säcke, Jutebänder sowie Stroh mit. In die Säcke wurden Kopf- und Armlöcher geschnitten, das Stroh wurde auf die Bänder genäht und diese dann wie ein Gürtel umgebunden.

Abschluss und Höhepunkt der Unterrichtsreihe war die Fahrt ins Schlossmuseum nach Jever. In der Ausstellung wurde unser Vorhaben wahr: Vor dem Bild, mit dem sich die Kinder so intensiv beschäftigt hatten und zu dem sie Musik und Tanz entwickelt hatten, führten sie nun beides auf und wurden so für die Dauer dieser “Performance” zu einem Teil des Bildes.

 Im Schloss in Jever nahmen wir auch an der Kunstaktion der dortigen Kunstschule teil. In einer Metall- und einer Holzwerkstatt wurden Elemente aus Radziwills Bildern in Werkarbeiten umgesetzt. Aus den Arbeiten der Workshops, die über mehrere Wochen mit vielen Schulklassen durchgeführt wurden, entstand eine Rauminstallation im Schloss, ergänzend zur Ausstellung.

Anschließend fuhren wir weiter nach Dangast und besuchten dort den Strand, der in Radziwills Bildern oft eine Rolle spielt, und das Haus, in dem er viele Jahre gewohnt hat.


© Unterrichtsidee: Nicola Rother 2008