Der Ablauf des Unterrichts wird kurz dargestellt und ist hier noch einmal aufgelistet. Ausführlichere Überlegungen zum Unterricht finden sich hier.

Welche Assoziationen weckt das Muster einer Tapete? Woran erinnert ihre Struktur? Was könnte dazugehören, was könnte man hinzufügen? Was könnte also zusätzlich zu dem, was die Tapete schon ist und zeigt, noch zu ihr gehören und auf ihr zu sehen sein? – Dies waren die Fragestellungen zur Ideenentwicklung.

Der Suche nach geeigneten Tapeten und entsprechenden Bildideen ging eine gemeinsame Übung an einem Musterbeispiel voraus, deren Sinn darin lag, sowohl banale, naheliegende Ideen zu sammeln, als auch ungewöhnliche, originelle, und zwischen diesen beiden Qualitäten zu unterscheiden. Da die Kinder natürlich eher originelle Ideen entwickeln sollten, schien es mir sinnvoll, zunächst einmal dafür zu sensibilisieren, was Banalität und was Originalität sein könnte. Dies garantiert noch keine originellen Ideen, aber forciert sie doch ein wenig.

Zunächst durchforsteten die Kinder die etwa zehn Tapetenmusterbücher ('ausgemusterte' aus dem Tapetenhandel) und sammelten unter dem Gesichtspunkt "diese Tapete wirkt interessant, dazu könnte man auf bildhafte Ideen kommen" eine ganze Menge Tapetenmusterstücke, die mit dem Cutter herausgeschnitten wurden.

Diese Musterstücke wurden in der Klasse und im Nebenraum ausgelegt, auf Tischen und auf dem Boden. Jedem Musterstück wurde ein Zettel angeheftet, auf dem die zwei Spalten "Das erinnert mich an:" (Assoziationssammlung) und "Das fällt mir dazu ein:" (darauf aufbauende Bildideenentwicklung) angelegt wurden. Nun sollten die Kinder schweigend herumgehen und ihre Gedanken in die entsprechenden Spalten schreiben. Das Lesen und Weiterentwickeln bereits von Mitschülern notierter Ideen war dabei durchaus erwünscht. Die Trennung zwischen Assoziation und Ideengeneration war in den Notizen der Schüler häufig nicht so klar wie erwartet, aber die Funktionen des Assoziierens und Fantasierens sowie Dokumentierens und Kommunizierens wurden durch die Zettel dennoch erfüllt. (Übrigens waren die Tapetenstücke und die dazugehörigen Zettel nummeriert, damit man sie wieder zuorden konnte, falls ein Zettel sich von der Tapete lösen sollte.)

Nach der Ideensammlung folgte die Auswahl. Jedes Kind entschied sich für eine Tapete, auf der es eine Bildidee realisieren wollte.

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Tapeten regen zu Ideen an

Qualle – einzeln und in Gesellschaft

Tapetenbücher werden gewälzt und geeignete Muster in die engere Wahl gezogen.

Tapetenbeispiel und dazugehöriger Ideen-Notizzettel

Mögliche Varianten des Druckverfahrens –  Stempeln, Schablonieren, Positiv- und Negativdruck sowie die Möglichkeit der Binnenzeichnung  – wurden vorgestellt und ihre jeweiligen Eigenarten bedacht. So zum Beispiel, dass beim Negativdruck (es wird ein Rahmen um das Motiv herum farbig gedruckt, das Motiv selbst bleibt frei) einerseits kaum Binnenzeichnung möglich ist, dass aber dieses Verfahren andererseits die Möglichkeit bietet, dass das Motiv die Farbe und Struktur der Originaltapete haben kann, statt dass diese mit Farbe zugedeckt werden.
 (Dies wurde zum Beispiel für die roten Stiefel genutzt.)

Nun sollten die Druckverfahren erprobt werden und das für die eigene Absicht geeignete Verfahren ermittelt werden. Hierzu suchten sich die Kinder aus den Musterbüchern eine andere, ihrer ausgewählten in Material, Struktur und Farbe ähnliche Tapete als Probestück aus. Bei den Probedrucken konnte gleichzeitig die Techik geübt und optimiert werden, bevor es an das Drucken auf der ausgewählten Tapete ging.

Es stellte sich heraus, dass für die Kinder die Anordnung ihrer Drucke auf den Tapeten kaum ein Aspekt ist, der zu bedenken wäre. Fahren z. B. Züge auf den schienenähnlichen Linien der Tapete oder werden sie einfach irgendwohin gedruckt? Wie viele Quallen will man im Meer schwimmen lassen? Handelt es sich schon um eine Quallenplage? Sollen sie in naturähnlicher Art locker verteilt schwimmen oder sollen sie in geometrischen Formationen aufgedruckt werden, und jeweils warum? Solche Überlegungen stellten die Kinder von allein kaum an. Die Abdrucke wurden überwiegend in schlichter Streuung oder in Reihen untereinander vorgenommen, als gelte es, das Blatt möglichst zu füllen. Auch wurden Motive schonmal schief oder auf die Seite gedreht, weil das vom Platz her besser passte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Als Reaktion gab ich den Hinweis, die Kinder sollten sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Drucke anordnen, nicht einfach irgendwie, wo gerade Platz ist, und nicht die ganze Fläche damit füllen. Dies half allerdings nicht allen Kindern wirklich weiter, wie sich herausstellte. Es hätte also besser eine Sequenz zum Thema Bildkomposition in die Unterrichtseinheit aufgenommen werden sollen.

Probedrucke verschiedener Druckverfahren und -farben

Probedruck eines Auges

Druck auf der ausgewählten Tapete mit der an Augen erinnernden Struktur

Gedruckt wurde mit Styreneplatten.

Die lackartig glänzende Tapete ließ an rote Stiefel denken.

Farne

Die Struktur der Tapete erinnerte den Schüler an Möhren.

Die Tapete erinnerte an einen Strand, dazu fielen der Schülerin Strandkörbe ein.

Struktur-Assoziation Baumrinde, Bildgegenstand Baum.

Schneebälle auf der Tapete wurden durch die Einrahmung zu einem Schneeballhügel.

Meer und Schiffe

Schlangenwüste

Bambus

Schachfiguren auf dem Schachbrett

Schluchten

Ein zweiter Versuch mit Quallen, notgedrungen mit neuem Druckstock, da er erste verlorengegangen war.

© Unterrichtsidee: Nicola Rother 2012