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Wörter zu Bildern - Bilder zu Wörtern

Über die Jahre hatten sich eine Menge Kunstpostkarten angesammelt. Ich verteilte diejenigen mit gegenständlichen Darstellungen an die Kinder der 4. Klasse, so dass jeder ein anderes Bild hatte. Zu ihrem Bild sollten sich die Kinder so viele Wörter wie möglich einfallen lassen und aufschreiben, und zwar nicht nur beschreibende, aufzählende, sondern auch assoziative, weiterführende. Hilfreich war hier die Anregung, nicht nur Nomen, sondern auch Verben und Adjektive zu sammeln.

Von den gesammelten Wörtern sollten einige ausgesucht und unterstrichen werden. Dabei sollten vorrangig die Wörter ausgewählt werden, die den Kindern erst nach einiger Zeit eingefallen waren. Sinn dieser Vorgabe: Meist wurden zuerst die beschreibenden Wörter gefunden, erst später die weiter wegführenden. Meine Absicht war es nämlich, die Kinder von ihrem Bild ausgehend ihren Weg in ein neues, ihr eigenes Bild finden zu lassen.

Zu ihren ausgewählten Wörtern sollten die Kinder dann ein neues, möglichst ganz anderes Bild malen als das, von dem sie ausgegangen waren. Die Verbindung, die zwischen den beiden Bildern bestand, sollte dadurch verdeutlicht werden, dass ein Teil des Ausgangsbildes - möglichst der Teil, der besonders zu den ausgesuchten Wörtern angeregt hatte - ausgeschnitten und in das neue Bild einmontiert wurde.

Um die Dokumentation der Bildwandlung zu ermöglichen, waren zu Beginn alle Postkarten fotokopiert worden.

Ausgangsbild: Konrad Klapheck “Der Supermann” 1962

Annika entwickelt eine Szenerie aus den Wörtern “Tintenpatronen, Batterien, Elektrizität, Wissenschaft, Büro, Klackern, wegschicken” (ursprünglich Brief wegschicken, im Bild Personal wegschicken). Beachtlich: die angeschnittene, kopflose Chef-Figur.

Die ausgewählten Wörter wurden als Erläuterung und quasi als Titel an den unteren Rand des neuen Bildes geschrieben.

Ausgangsbild: Howard Kanovitz "The People" 1972,
fotografiert von Britta Lauer

Ausgangsbild: Michelangelo Pistoletto “Venus der Lumpen” 1967

Marco stellt dar, wie die Figur unter einer Kleiderlawine begraben wird.

Yannik hat die Jalousie vor den Fenstern hochgezogen.

Die entstandenen Bilder waren häufig nicht so “ganz anders”, wie ich es beabsichtigt hatte, aber doch immerhin “einigermaßen anders”.

Ausgangsbild: Andy Warhol “Coca Cola Bottles” 1962

Neele stellt die seriellen Colaflaschen auf den Kopf, was sie an Baseballschläger erinnert. Ihr Bild enthält die Wörter “Schläger, fleckig, verschieden, vielfältig, Reihen, Muster”.

Mit den eher abstrakten Kunstpostkarten verfuhr ich auf andere Weise:

Sie wurden ebenfalls an die Kinder verteilt. Nach dem Betrachten ihrer Postkarte sollten die Kinder auf die Rückseite der Karte 5 bis 10 Linien zeichnen, die zu dem Bild passen. Entlang dieser Linien wurde die Karte zerschnitten. Die Einzelteile wurden zu einem neuen Motiv zusammengesetzt, das möglichst einen Bezug zum Ausgangsbild haben sollte.