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Asche

In der Kunst-AG-Stunde einen Tag nach Aschermittwoch möchte ich den Anlass aufgreifen. An dieser katholischen Grundschule haben alle Kinder den Aschermittwoch in der Kirche erlebt und das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen. Alle betrifft das Thema. Mit den Überlegungen „Was bedeutet der Aschermittwoch? Warum Asche? Warum ein Kreuz aus Asche auf die Stirn?" betrachten wir Inhalt und Form.

Das Aschenkreuz ist schon eine künstlerische Äußerung par excellence, das können wir gar nicht übertreffen. Aber wir können uns davon anregen lassen. Von der Asche als bildnerischem Material, von ihrer symbolischen Bedeutung bildinhaltlich ebenso wie von der Bedeutung des Tages und der Fastenzeit überhaupt.

Der religiöse Kontext ist jedoch nicht verpflichtend, ebenso kann man vom Material Asche an sich ausgehen und alltägliche oder eigene Assoziationen dazu bildnerisch bearbeiten.

Das Bildmaterial Asche ist Symbol für Vergänglichkeit, weil es der traurige Rest eines vergangenen, wertvolleren Materials ist. Hinzu kommt, dass dieser Rest auch selbst noch sehr vergänglich ist: Asche verweht, kann weggewischt werden und hinterlässt keine bleibenden Spuren wie Farbe. So werden Bilder aus ihr auch nicht die haltbarsten sein. Dass die entstehenden Bilder ebenso wie wir selbst vergänglich sein werden, passt nur zu gut ins Konzept.

Da wir aber menschlicherweise nach Dauerhaftigkeit streben, bemühen wir uns mit vielen Hilfsmaterialien, z. B. Leim, Sprühkleber, Fixativ um "Unsterblichkeit" unserer Werke aus Asche.

Aspekte des Vorgesprächs mit den Kindern:

Wie entsteht Asche, was ist sie?

Woran denkt man noch, wenn man an Asche denkt?

Der Pastor hat mit Asche gezeichnet. Nur eine kleine Zeichnung, aber eine mit besonderer Bedeutung.

Überlege dir auch ein Bild, in dem die Asche eine besondere Bedeutung hat.

Probiere aus, wie die Asche benutzt werden kann: Was kann man alles damit machen? Was braucht man dazu? Wie lange wird das Ergebnis halten?

Ergebnisse:

  • Robert (Kl. 2) führte eine sich steigernde Reihe von Material- und Formversuchen zum Thema Kreuz durch: Zeichnung mit trockener, mit nasser, mit leimvermischter Asche, Formen eines halbplastischen Kruzifixes aus mit Wasser und aus mit Leim angemischter Asche; letzteres war das Ziel der Reihe und als Objekt für das eigene Zimmer geplant.

  • Jost (Kl. 1) bezog sich auf das häufige Vorkommen der Asche im Alltag und formte eine Zigarette, die er später aufgrund der Farbe und der Dicke in eine Zigarre umdeutete.

  • Aus dem experimentellen Umgang mit Asche und Leim als "Matschmaterial" sowie aus dem Bemühen, das weiche, wenig haltbare Material zu einer besonders festen und haltbaren Form zu verdichten, entstand eine nach dem Trocknen feste, harte Kugel in Tischtennisballgröße. (Jost, Kl. 1)

  • Laura (Kl. 1) assoziierte von „Asche" zu „Aschenputtel" und zeichnete Aschenputtel als Prinzessin mit Flüssigkleber, der anschließend mit Asche bestreut wurde. Es entstand eine sehr feingliedrige, zarte Darstellung.

  • Yannick (Kl. 3) schrieb mit angefeuchteter Asche das Wort „Mittwoch" großformatig auf graue Pappe.

Leider war der Fotoapparat nicht dabei.

Nachtrag:
Einige Zeit nach diesem Unterricht kuratierte das Museum Ludwig in Zusammenarbeit mit dem Schokoladenmuseum Stollwerck in Köln die Ausstellung "Kunst in Schokolade" , zu der verschiedene renommierte Künstler gebeten wurden, eigens hierfür Kunstwerke aus dem Material Schokolade anzufertigen. Wenn ich die entstandenen Kunstwerke bezüglich ihrer Tiefsinnigkeit mit den Asche-Werken der Kinder vergleiche, finde ich, wir können uns durchaus sehen lassen.