Wir – die Klasse 1b – fuhren mit dem Zug nach Hannover ins Sprengel Museum. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Museum liegt die Aegidienkirche, eine im Krieg teilweise zerstörte Kirche ohne Dach und ohne Fenster. Doch nicht ganz ohne: In den Fensteröffnungen sind mehrfarbige Glasfragmente gespannt, die gleichzeitig an Kirchenbuntglasfenster erinnern und deren Nichtmehrvorhandensein unterstreichen.

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Aufmerksamkeit wecken für die Fenster der Aegidienkirche Hannover

Im Vorbeigehen würde man Schüler wahrscheinlich nur zu einem kurzen Blick darauf bewegen können. Wenn man jedoch im Vorfeld durch eine eigene Gestaltung eine Beziehung dazu erzeugen kann, ist das Interesse an den besonderen „Fenstern" gleich viel intensiver und persönlicher.

Die Idee: Die Zugfahrt nutzen, die Zugfenster nutzen. Transparentpapier vertritt die bunten Glas-Elemente. Träger ist eine schultypische Laminierfolie in DIN A3. Die Folie wird aufgeklappt und mit Tesafilm am Zugfenster befestigt. „Darf man das?", die besorgte Frage der Kinder. Wir machen nichts kaputt und hinterlassen keine Spuren – also darf man das.

Die Kinder sind schon aus schulfahrtorganisatorischen Gründen in vier Gruppen – gekennzeichnet durch die Farben Rot, Blau, Gelb und Grün – eingeteilt. Die rote Gruppe erhält ein DIN-A4-Blatt rotes Transparentpapier, die blaue blaues etc. Hinzu kommen jeweils zwei halbe Blätter Transparentpapier in anderen Farben. Dann noch als verbindendes Element zwischen allen vier Farbgruppen ein viertel Blatt in einer gemeinsamen Farbe; hier war es Violett.

Der Auftrag lautet: Vom Transparentpapier in der Gruppenfarbe schneiden die Kinder unregelmäßige Stücke ab. Diese kleben sie –reihum einer nach dem anderen und ebenfalls mit Tesafilm – in freier Anordnung auf die Laminierfolie, entweder nur auf die obere der aufgeklappten Hälften oder auf beide, so dass sich im zweiten Fall das endgültige Bild erst am Ende beim Wiederzusammenklappen der Hälften entsteht.

Als wir zur Aegidienkirche kamen, genügte ein Blick: „Das ist das gleiche Kunstwerk, das wir im Zug gemacht haben!" erkannten die Kinder erfreut.

Ist die Gruppenfarbe verbraucht, folgen die anderen Farben, bis entweder das Papier aufgebraucht ist oder das Bild schon vorher für vollendet erklärt wird. Die Transparentbilder schmücken die Zugfenster für den Rest der Reise. Dann werden sie abgenommen, um nach der Rückkehr in der Schule laminiert zu werden, wo sie anschließend ihren Platz an den Klassenfenstern finden.

Wir sahen uns dann Fenster und Kirche näher von außen und innen an, bevor die Wanderung weiterging zu unserem eigentlichen Ziel.

Das Zwischenziel war jedoch viel mehr als nur ein Aufenthalt auf einem Fußmarsch geworden.

Die Fensterbilder nach dem Laminieren in der Klasse

© Unterrichtsidee: Nicola Rother 2013